Mit dem Fortschritt der IT und ihrer zunehmenden Verbreitung im Alltag hat der Wert von Daten eine neue Dimension erreicht. Die RAID-Technologie wurde entwickelt, um Datenverlust zu verhindern; in der Praxis können jedoch selbst RAID-Arrays ausfallen. Dieser Beitrag erläutert die wichtigsten Ausfallursachen bei RAID 3 und RAID 4 und zeigt, wie sich verlorene Daten aus einem betroffenen RAID-Array wiederherstellen lassen (RAID-Datenrettung).

Inhalt
- Funktionsweise von RAID 3 und RAID 4
- Unterschiede zwischen RAID 3 und RAID 4
- Ursachen für Datenverlust bei RAID 3 und RAID 4
- Was tun, wenn ein RAID‑3‑ oder RAID‑4‑Array ausfällt
- Vergleich mit modernen RAID-Leveln
- Migration von RAID 3/4 auf moderne RAID-Level
Funktionsweise von RAID 3 und RAID 4
Für den Aufbau eines RAID-3- oder RAID-4-Arrays werden mindestens drei Laufwerke benötigt. Diese Anforderung ergibt sich aus der Funktionsweise dieser RAID-Level. Sowohl RAID 3 als auch RAID 4 verwenden Striping (wie bei RAID 0) plus ein dediziertes Paritätslaufwerk. Die Parität wird beim Schreiben automatisch berechnet und auf dem dedizierten Laufwerk gespeichert. Bei Datenübertragungen (Verschieben oder Kopieren) dient sie zur Integritätsprüfung. Tritt ein Ausfall auf, werden fehlende Daten per XOR über die verbleibenden Laufwerke rekonstruiert.

Die Performance ist mit dieser Organisation deutlich höher als bei RAID 1, und der Verbund bleibt beim Ausfall eines einzelnen Laufwerks funktionsfähig. Es erscheint eine Warnung und die Leistung sinkt. In diesem Fall sollte das ausgefallene Laufwerk umgehend ersetzt werden, andernfalls kann es zu Datenverlust kommen.
Im Vergleich zu RAID 0 (Striping) sind RAID 3 und RAID 4 beim Schreiben langsamer, da das Aktualisieren der Parität auf dem dedizierten Laufwerk zusätzlichen Overhead verursacht.
Zu beachten ist, dass RAID 3 und RAID 4 heute nur noch selten eingesetzt werden, da sie bei vielen gleichzeitigen I/O-Anfragen eine ungünstige Performance aufweisen. Lese- und Schreibvorgänge binden alle Laufwerke synchron ein, während die Parität auf einem einzelnen Gerät liegt – das erzeugt einen Engpass, der den Durchsatz begrenzt. RAID 3 und RAID 4 eignen sich eher für sequentielle Workloads wie Video-Streaming, bei denen lange Transfers mit minimaler I/O-Parallelität erfolgen.
Unterschiede zwischen RAID 3 und RAID 4
RAID 3 und RAID 4 sind sich sehr ähnlich. Beide verfügen über die gleiche Architektur und die gleiche Mindestanzahl an Festplatten und verwenden ein dediziertes Paritätslaufwerk, um bei Bedarf eine zuverlässige Datenwiederherstellung zu ermöglichen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Stripe-Größe: RAID 3 setzt auf Byte-Level-Striping, RAID 4 auf Block-Level-Striping. Blockbasiertes Striping kann die geringe Schreibleistung bei gleichzeitigen Ein-/Ausgabevorgängen (I/O) teilweise abmildern. Da Paritätsberechnung und -aktualisierung jedoch weiterhin auf einem einzelnen Laufwerk erfolgen, werden RAID 3 und RAID 4 heute nur noch selten eingesetzt. Neuere RAID-Level liefern höhere Performance bei zugleich hoher Ausfallsicherheit und Datenintegrität. Details finden Sie unter „RAID-Array-Typen – Welches RAID-Level sollten Sie wählen?“.
Ursachen für Datenverlust bei RAID 3 und RAID 4
RAID schützt Daten beim Ausfall eines einzelnen Laufwerks, dennoch können Anwender aus vielen anderen Gründen wichtige Informationen verlieren. Die größte Gefahr für RAID (wie für jede Hardware) sind Stromversorgungsprobleme, die mehrere Laufwerke gleichzeitig beschädigen können. In diesem Fall ist die Datenrettung schwierig, da zunächst Hardware repariert oder ersetzt werden muss, bevor eine Wiederherstellung der Daten überhaupt möglich ist. Zudem reagieren Controller (sowohl Hardware-Controller als auch Software-RAID) empfindlich auf abrupte Stromausfälle und Spannungsspitzen. Selbst der Austausch des Controllers durch ein identisches Modell stellt den Verbund nicht immer wieder her. Ein neuer Controller erkennt unter Umständen die Array-Geometrie (Startoffset, Reihenfolge der Datenträger, Stripe-Größe) nicht korrekt und kann das Array daher nicht fehlerfrei zusammensetzen. Beim Einsatz jeder RAID-Stufe sollte eine zuverlässige USV vorhanden sein, um solche Probleme zu vermeiden.
Weitere häufige Ursachen für Ausfälle von RAID 3 und RAID 4 sind Rebuild-Fehler nach einem Neustart. Controller können den Verbund nicht neu aufbauen, etwa aufgrund zahlreicher defekter Sektoren (Bad Sectors), die beim Wiederaufbau Fehler verursachen, durch falsch angeschlossene Laufwerke (häufig nach Wartungsarbeiten) oder durch beschädigte Kabel.
Menschliche Fehler führen ebenfalls häufig zu Datenverlust. Selbst bei korrekt konfiguriertem Array können versehentliches Löschen von Dateien, Formatieren einer Partition oder unsachgemäße Datenoperationen auftreten. In solchen Fällen wird Datenrettungssoftware benötigt. RS RAID Retrieve ist aufgrund der einfachen Bedienung und der Fähigkeit, Daten wiederherzustellen – auch in komplexen Szenarien – eine sehr gute Wahl.
Betriebssystemfehler können sich ebenfalls auf RAID 3 und RAID 4 auswirken, insbesondere bei Software-RAID, dessen Betriebsfähigkeit direkt vom OS abhängt. Ein Systemausfall führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem nicht funktionsfähigen RAID-Array. Hardware-Controller sind weniger vom Betriebssystem abhängig, sind jedoch teurer, während sich ein Software-RAID in nahezu jedem OS einrichten lässt. Informationen dazu, wie ein Software-RAID aufgebaut wird, finden Sie unter „Software-RAID — Vor- und Nachteile“.
Die RAID-Funktion kann zudem durch Malware oder Adware beeinträchtigt werden. Schadsoftware kann Dateien löschen, beschädigen oder unlesbar machen und die logische Struktur der Datenträger zerstören, was die Leistung reduziert oder den Start des Arrays verhindert. Scannen Sie den Verbund regelmäßig auf Malware – mit kostenlosen oder kostenpflichtigen Tools.

Schließlich kann es durch Controller-Fehler oder zahlreiche defekte Blöcke (Bad Blocks) zu einer Beschädigung der logischen Struktur auf den Laufwerken kommen. Ihr RAID-3- oder RAID-4-Array kann sich verlangsamen und Festplattenfehler melden oder gar nicht mehr starten. Es wird dringend empfohlen, hochwertige, vertrauenswürdige Komponenten einzusetzen.
Was tun, wenn ein RAID‑3‑ oder RAID‑4‑Array ausfällt
Der Zustand von RAID‑3- und RAID‑4‑Arrays hängt maßgeblich von korrekter Wartung ab (Laufwerkszustand überwachen, Datenmüll bereinigen, Performance erhalten, Softwareprobleme beheben usw.). Dennoch können unvorhergesehene Ereignisse auftreten. Ein häufiges Szenario ist das Löschen „überflüssiger“ Daten, die später doch benötigt werden. Unabhängig von der Ursache des Datenverlusts ist es entscheidend, richtig vorzugehen, um weitere Schäden zu vermeiden und die Chance auf eine erfolgreiche Wiederherstellung zu maximieren.
Zunächst die Daten aus dem RAID‑3‑ bzw. RAID‑4‑Array sichern und erst danach versuchen, den Verbund selbst wiederherzustellen.
Gehen Sie dazu wie folgt vor:
Schritt 1: RS RAID Retrieve herunterladen und installieren. Starten Sie die Anwendung. Der integrierte „RAID Builder“ öffnet sich. Klicken Sie auf „Next“.

Datenwiederherstellung von beschädigten RAID-ArraysWiederherstellung jeder Art von RAID-Array
Schritt 2: Wählen Sie aus, wie das RAID‑Array für den Scan hinzugefügt werden soll. RS RAID Retrieve bietet drei Optionen:
- Automatic mode — wählen Sie einfach die Festplatten aus, aus denen der Verbund bestand; das Programm ermittelt Reihenfolge, RAID‑Level und weitere Parameter automatisch.
- Search by controller vendor — wählen Sie diese Option, wenn Ihnen der Hersteller Ihres RAID‑Controllers bekannt ist. Dieser Modus ist ebenfalls automatisch und erfordert keine Kenntnisse der Array‑Struktur. Die Herstellerangabe beschleunigt den Aufbau des Arrays und ist daher schneller als die vorherige Option.
- Manual creation — verwenden Sie diese Option, wenn Sie den eingesetzten RAID‑Level kennen. Sie können alle bekannten Parameter angeben; den Rest ermittelt das Programm automatisch.
Nachdem Sie die passende Option gewählt haben, klicken Sie auf „Next“.

Schritt 3: Wählen Sie die Datenträger aus, die das RAID‑Array gebildet haben, und klicken Sie auf „Next“. Das Programm sucht nach passenden Array‑Konfigurationen. Nach Abschluss klicken Sie auf „Finish“.

Schritt 4: Nachdem der Builder das Array zusammengesetzt hat, erscheint es als normales Laufwerk. Doppelklicken Sie darauf. Der File Recovery Wizard öffnet sich. Klicken Sie auf „Next“.

Schritt 5: RS RAID Retrieve bietet an, das Array nach wiederherstellbaren Dateien zu scannen. Es stehen zwei Optionen zur Verfügung: Quick scan und Full analysis. Wählen Sie den gewünschten Modus. Geben Sie anschließend das auf Ihrem Array verwendete Dateisystem an. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie alle verfügbaren Optionen wie im Screenshot gezeigt. RS RAID Retrieve unterstützt alle modernen Dateisysteme.
Wenn alles eingestellt ist, klicken Sie auf „Next“.

Schritt 6: Der Scan startet. Nach Abschluss sehen Sie die ursprüngliche Ordner‑ und Dateistruktur. Suchen Sie die benötigten Dateien, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie „Recover“.

Schritt 7: Wählen Sie den Speicherort für die wiederhergestellten Dateien. Dies kann eine Festplatte, ein ZIP‑Archiv oder ein FTP‑Server sein. Klicken Sie auf „Next“.

Nach dem Klick auf „Next“ startet der Wiederherstellungsprozess. Nach Abschluss stehen die ausgewählten Dateien am angegebenen Speicherort zur Verfügung.
Sobald alle Dateien erfolgreich wiederhergestellt wurden, setzen Sie das RAID‑3‑ oder RAID‑4‑Array neu auf und kopieren Sie die Daten zurück.
Wie Sie sehen, ist die Datenrettung aus RAID 3 und RAID 4 unkompliziert und erfordert keine tiefgehenden PC‑Kenntnisse. Dadurch eignet sich RS RAID Retrieve sowohl für professionelle Administratoren als auch für Einsteiger.
Vergleich mit modernen RAID-Leveln
Warum RAID 5 und RAID 6 vorzuziehen sind
Während RAID 3 und RAID 4 zu ihrer Zeit innovativ waren, bevorzugen moderne IT-Systeme und Storage-Umgebungen weiterentwickelte RAID-Level wie RAID 5 und RAID 6. Die wichtigsten Gründe für diesen Wechsel sind:
Performance und Parallelität
RAID 5 beseitigt den zentralen Engpass von RAID 3/4 – das dedizierte Paritätslaufwerk. Bei RAID 5 wird die Parität über alle Laufwerke verteilt, was Folgendes ermöglicht:
- Mehrere Lese-/Schreibanforderungen gleichzeitig bearbeiten
- Alle Laufwerke parallel nutzen, statt auf ein Paritätslaufwerk zu warten
- Deutlich höhere Performance bei zufälligen Ein-/Ausgabezugriffen (Random I/O) erzielen
Leistungsvergleich:
- RAID 3/4: Die Leistung kann bei parallelen Zugriffen um den Faktor 3–5 einbrechen
- RAID 5: Die Leistung bleibt auch unter hoher Last stabil
Skalierbarkeit
RAID 6 bietet eine doppelte Parität. Das bedeutet:
- Zwei gleichzeitige Laufwerksausfälle können ohne Datenverlust toleriert werden
- Höhere Ausfallsicherheit für geschäftskritische Systeme
- Besserer Schutz während des Rebuilds des Arrays
Kompatibilität mit moderner Hardware
Moderne Controller und Betriebssysteme sind für RAID 5/6 optimiert:
- Hardwarebeschleunigung der Paritätsberechnungen
- Verbesserte Rebuild-Algorithmen
- Unterstützung für Laufwerke mit hoher Kapazität (8 TB+)
Parameter | RAID 3/4 | RAID 5 | RAID 6 |
---|---|---|---|
Mindestanzahl an Laufwerken | 3 | 3 | 4 |
Nutzbare Kapazität | (n-1)/n | (n-1)/n | (n-2)/n |
Fehlertoleranz | 1 Laufwerk | 1 Laufwerk | 2 Laufwerke |
Schreibleistung | Niedrig | Mittel | Mittel |
Leseleistung | Hoch | Hoch | Hoch |
Migration von RAID 3/4 auf moderne RAID-Level
Die Migration von Legacy-RAID 3/4 auf moderne RAID-Level erfordert sorgfältige Planung und ein phasenweises Vorgehen.
Migrationsstrategien
Es gibt zwei primäre Strategien, die sich für unterschiedliche Szenarien eignen.
Vollständiger Austausch ist die empfohlene Vorgehensweise. Sie bietet maximale Performance, moderne Sicherheitsfunktionen und volle Kompatibilität mit neuer Hardware. Der Ablauf umfasst eine vollständige Datensicherung, die Beschaffung und das Testen der neuen Hardware in einer isolierten Testumgebung, die Installation des neuen RAID-Controllers, das Anlegen eines RAID‑5/6‑Verbunds sowie die Wiederherstellung der Daten aus dem Backup. Abschließend erfolgt die Außerbetriebnahme des Altsystems, die Aktivierung der neuen Konfiguration und eine umfassende Prüfung der Datenintegrität.
Schrittweise Migration eignet sich besser für unternehmenskritische Systeme mit minimaler Ausfallzeit. Zunächst werden zusätzliche Datenträger an das bestehende System angeschlossen und ein temporärer RAID‑5‑Verbund erstellt. Anschließend werden die Daten in den neuen Verbund kopiert und die Integrität verifiziert. Zum Schluss werden die Anwendungen auf den neuen Verbund umgestellt und die alte Konfiguration entfernt.
Nach einer erfolgreichen RAID-Migration von RAID 3/4 sind deutliche Leistungsgewinne zu erwarten, darunter 2–4‑mal schnellere Random‑I/O (zufällige I/O), eine um 30–50 % geringere Systemlatenz sowie eine spürbar verbesserte Anwendungsleistung.